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Verzahnte Psychotherapie

Charlotte Schütz

Charlotte Schütz

17.6.2022
Update vom
18.10.2023

In diesem Artikel lernen Sie den Ansatz der verzahnten Psychotherapie kennen. Zudem wird Ihnen ein Überblick über weitere digitale Gesundheitsanwendungen und ihre Unterschiede gegeben. Sie erfahren, welchen Nutzen die verzahnte Psychotherapie mit sich bringt und welche Evidenzen der aktuelle Forschungsstand hierzu bietet. Außerdem wird Ihnen der Einsatz unserer digitalen Gesundheitsanwendung elona therapy in der verzahnten Psychotherapie vorgestellt.

Lesedauer: ca.

4

Minuten

Was ist verzahnte Psychotherapie?

Die verzahnte Psychotherapie, auch blended psychotherapy (bCBT) genannt, ist die Verbindung zwischen der herkömmlichen Kognitiven Verhaltenstherapie von Angesicht zu Angesicht (auch face-to-face oder treatment as usual) und internet- oder mobilbasierten Interventionen. Das bedeutet, die Therapiesitzungen finden wie gewöhnlich zwischen Psychotherapeut:in und Patient:in statt und werden zusätzlich durch digitale Ansätze, wie beispielsweise Smartphone-Apps oder Virtual Reality-Brillen, ergänzt. Die verzahnte Psychotherapie kann mit sequentiellen oder integriert verzahnten Interventionen gestaltet werden, welche je nach Indikation eingesetzt werden.

Sequentiell verzahnte Interventionen zeichnen sich dadurch aus, dass die digitalen Intervention entweder den Therapiesitzungen vorausgehen oder an sie angeschlossen werden. Angewendet werden diese Maßnahmen beispielsweise als Wartezeitüberbrückung oder Nachsorge nach einer (stationären) Behandlung. 

Beim integrierten Ansatz werden die internet- oder mobilbasierten Interventionen in die Psychotherapie eingegliedert. Dies bedeutet, dass sowohl Therapiesitzungen als auch digitale Interventionen im gleichen Zeitraum stattfinden und aufeinanderwirken. Dieser Ansatz kann eine Erweiterung und Intensivierung der Psychotherapie bewirken und verfolgt so das Ziel, die Wirksamkeit der Behandlung zu steigern. 

Wie unterscheidet sich die verzahnte Psychotherapie von weiteren digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs)?

Neben dem Ansatz der verzahnten Psychotherapie (bCBT) wurden internet- und computerbasierte Interventionen (iCT oder cCBT) entwickelt. Hierbei handelt es sich um verschiedene Module, die auf evidenzbasierten Behandlungsansätzen der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) beruhen. Patient:innen können diese über elektronische Geräte wie PC, Laptop, Tablet oder Smartphone verwenden. Im Gegensatz zur verzahnten Psychotherapie werden bei diesem Ansatz nicht alle Anwendungen durch Psychotherapeut:innen begleitet und sie sind nicht in die psychotherapeutische Routineversorgung eingegliedert. 

Die iCBT- und cCBT-Ansätze ermöglichen eine größere Verfügbarkeit therapeutischer Maßnahmen, auch über weite räumliche Entfernungen. Sie sind für Therapeut:innen zeiteffizienter, können Stigmata gegenüber der Inanspruchnahme von Psychotherapie abbauen und erlauben sowohl Therapeut:innen als auch Patient:innen, von überall aus arbeiten zu können. Allerdings ist es über die digitalen Gesundheitsanwendungen nicht möglich, den Patient:innen mit dem selbem Maß an Empathie und Wissen zu begegnen, wie dies in einer herkömmlichen psychotherapeutischen Sitzung mit zwischenmenschlichem Kontakt möglich ist. Auch kann das Niveau der Glaubwürdigkeit geringer sein und Missverständnisse und ungünstige Reaktionen auf Seiten der Patient:innen können von Therapeut:innen nur schwer erkannt werden. Für Psychotherapeut:innen stellt auch der Umgang mit Krisen eine Herausforderung dar.

Für iCBT- und cCBT-Therapie liegt eine Vielzahl an randomisiert kontrollierten Studien hinsichtlich der Wirksamkeit in der Behandlung von Depressionen und Angststörungen vor. Die Ergebnisse einer Metaanalyse zeigen, dass die Interventionen bei Angststörungen bessere Effekte erzielten als das Ausbleiben einer Behandlung und vergleichbare Ergebnisse wie eine Face-to-Face-Therapie. Für Depressionen zeigten die Interventionen moderate Effekte. 

Was sind die Vorteile von verzahnter Psychotherapie?

Die verzahnte Psychotherapie kombiniert die Vorteile der Face-to-Face-Psychotherapie mit den Vorteilen der iCBT. Gleichzeitig können sich die jeweiligen Nachteile der Interventionen ausgleichen. So kann die Therapie individuell an die Patient:innen angepasst und persönliche Faktoren und Komorbiditäten berücksichtigt werden. Durch die Bereitstellung von Therapieinhalten auf dem Smartphone sind diese für Patient:innen im Alltag verfügbar - genau da, wo sie gebraucht werden. So ist es beispielsweise möglich, Stimmungs- oder Verhaltensprotokolle direkt in der Situation auszufüllen. Patient:innen können die Inhalte außerdem je nach Bedarf beliebig oft wiederholen. Daneben werden Psychotherapeut:innen entlastet und durch die Vorstrukturierung kann ein vergleichbares Maß an Psychoedukation und Übungen für alle Patient:innen gewährleistet werden. Die verzahnte Psychotherapie kann zudem den Therapieflow aufrechterhalten, indem sie ausfallende Sitzungen (beispielsweise durch Krankheiten oder Urlaube) überbrückt.

“Mit elona therapy kann ich mit ein paar Klicks gewährleisten, dass Patient:innen die Zeit zwischen den Sitzungen im Sinne ihrer Therapie nutzen können - auch in den Ferien"
Elli Bauer, Psychologische Psychotherapeutin

Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es zur verzahnten Psychotherapie?

Das Feld der verzahnten Psychotherapie wird fortlaufend untersucht und die Anzahl der wissenschaftlichen Studien nimmt stetig zu. 

Studien, welche die herkömmliche Face-to-Face-Psychotherapie mit der verzahnten Psychotherapie vergleichen, zeigen teilweise gleiche Effekte zwischen den Behandlungen, wobei Patient:innen in der Versorgung mit verzahnter Psychotherapie eine kürzere Therapiedauer und einen besseren Erhalt des Fortschritts aufwiesen. In anderen Studien zeigte die verzahnte Psychotherapie eine stärkere Effektivität verglichen mit der herkömmlichen Psychotherapie. 

Im Vergleich mit iCBT-Interventionen zeigte die verzahnte Psychotherapie in Untersuchungen eine signifikant höhere Effektivität sowie größere Adherenzraten.

Wie wird elona therapy in der verzahnten Psychotherapie eingesetzt? 

In der verzahnten Psychotherapie mit elona therapy werden die Face-to-Face-Therapiesitzungen der herkömmlichen therapeutischen Routineversorgung, in der psychotherapeutische Inhalte mit den Patient:innen erarbeitet werden, durch die Smartphone-App elona therapy ergänzt. Hier können im Anschluss an die Sitzungen passende Übungen durch die Psychotherapeut:innen freigeschaltet und von den Patient:innen in der Zeit bis zur nächsten Sitzung eigenständig bearbeitet werden. So können Therapieinhalte vertieft und in den Alltag implementiert werden. Außerdem können Therapeut:innen und Patient:innen die Sitzung in elona therapy reflektieren und sich wichtige Aspekte oder weitere Fragen notieren. In der folgenden Sitzung können Aspekte der Inhalte aus elona therapy bei Bedarf aufgegriffen oder neue Inhalte erarbeitet werden, welche der/die Patient:in im Anschluss anhand weiterer Übungen in elona therapy bearbeiten kann. Über Stimmungs- und Symptomtagebücher kann elona therapy zudem Einblicke in den Therapiefortschritt der Patient:innen geben. 

Die verzahnte Psychotherapie mit elona therapy ist demnach ein integrierter Ansatz, in dem sich die Face-to-Face-Sitzungen und mobilbasierten Inhalte ergänzen und voneinander profitieren können, um die Psychotherapie von morgen noch effektiver zu gestalten.

Schaubild: elona therapy in der verzahnten Psychotherapie.

Unser Fazit

Die verzahnte Psychotherapie stellt eine neue Entwicklung in der psychotherapeutischen Versorgung dar, welche die herkömmlichen Face-to-Face-Therapiesitzungen um digitale Anwendungen ergänzt. So können Therapieinhalte der Sitzungen in den Alltag der Patient:innen übertragen werden und zu einer Intensivierung der Behandlung beitragen. Dabei können sich die Therapieeinheiten gegenseitig beeinflussen. Das Feld der verzahnten Psychotherapie wird fortlaufend wissenschaftlich untersucht. Aktuelle Erkenntnisse weisen darauf hin, dass die verzahnte Psychotherapie die Therapiedauer verkürzen und die Therapieergebnisse nachhaltiger implementieren kann. elona therapy kann als digitale Gesundheitsanwendung in der verzahnten Psychotherapie eingesetzt werden und so die Psychotherapie von morgen mitgestalten. 

Quellen:

Development Study Elona (2021).

Erbe, D., Eichert, H. C., Riper, H., & Ebert, D. D. (2017). Blending face-to-face and internet-based interventions for the treatment of mental disorders in adults: systematic review. Journal of medical Internet research, 19(9), e306.

Leterme, A. C., Behal, H., Demarty, A. L., Barasino, O., Rougegrez, L., Labreuche, J., & Servant, D. (2020). A blended cognitive behavioral intervention for patients with adjustment disorder with anxiety: A randomized controlled trial. Internet interventions, 21, 100329.

Mathiasen, K., Andersen, T. E., Riper, H., Kleiboer, A. A., & Roessler, K. K. (2016).
Blended CBT versus face-to-face CBT: a randomised non-inferiority trial. BMC psychiatry, 16(1), 1-8.

Richards, D., & Richardson, T. (2012). Computer-based psychological treatments for depression: a systematic review and meta-analysis. Clinical psychology review, 32(4), 329-342.

Schuster, R., Laireiter, A. R., Berger, T., Moritz, S., Meyer, B., Hohagen, F., & Klein, J. P. (2020).
Immediate and long-term effectiveness of adding an Internet intervention for depression to routine outpatient psychotherapy: Subgroup analysis of the EVIDENT trial. Journal of Affective Disorders, 274, 643-651.

Vigerland, Sarah, et al (2016). "Internet-delivered cognitive behavior therapy for children and adolescents: a systematic review and meta-analysis." Clinical Psychology Review 50: 1-10.

Wright, J. H., Mishkind, M., Eells, T. D., & Chan, S. R. (2019). Computer-assisted cognitive-behavior therapy and mobile apps for depression and anxiety. Current psychiatry reports, 21(7), 1-9.

Autor:in

Charlotte Schütz

Ich bin Psychologin und Psychotherapeutin i. A. in Köln. Mein Psychologiestudium habe ich an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz absolviert. Neben meiner psychotherapeutischen Arbeit bin ich bei Elona Health im Bereich Content und Magazin tätig.

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Psychologisch-medizinisch überprüft durch:

Prof. Dr. Peter Neudeck

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